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Interview mit Jürgen Klaubert

Das Magazin „gemeinsam“ des Blinden- und Sehbehindertenverbands Niedersachsen BVN bringt in seiner neuesten Ausgabe 02 – 2025 ein Interview mit Jürgen Klaubert

und druckt dort auch ein Gedicht von ihm ab.

Interview mit Jürgen Klaubert


Anlässlich seines Buches „Innen“ führte die Redaktion ein Interview mit BVN-Mitglied
Jürgen Klaubert.
Was verbinden Sie mit dem Titel?


Der Titel „INNEN” soll nahebringen, dass es sich um innere Prozesse eines Menschen
handelt, Gedanken, Gefühle, Erlebnisse. Themen aus meinem Leben, die jedoch nicht
meine alleinigen Themen sind, sondern die eigentlich jeder Mensch hat. Manche
Menschen können solche inneren Themen in lyrischer Form ausdrücken, manche eben
nicht. Manche fühlen sich von Lyrik besonders angesprochen, weil sie dort etwas von sich
selbst wiederfinden. Aber viele finden auch keinen Bezug zur Lyrik. So ist das eben. Kurz
gesagt, meine innere Erlebniswelt ist nichts, was andere Menschen nicht auch kennen, sich
aber angesprochen fühlen, weil jemand es – hoffentlich gut – ausdrücken kann.


Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Lyrik und Kurzprosa?


Gedanken, Erlebtes, Gehörtes, Gespräche, Ereignisse in der Politik, im gesellschaftlichen
Leben, Geträumtes, Vergangenes, Hoffnung, Zuversicht, Resignation, Hinfallen und dann
wieder Aufstehen. Das alles sind die Inspirationen für mich. Ich habe, wie andere Menschen auch, viel
gearbeitet und viel erlebt. Besonders einschneidend waren für mich natürlich die
krankheitsbedingten, sehr harten Prüfungen durch die starke Zerstörung meiner
Sehnerven und später dann schleichend immer stärker die Einschränkung durch das
Versagen von Gelenken. Das brachte mir eine lange Phase der Depression, und dadurch
kam ich nach vielen Jahren wieder zurück zum Schreiben. So kann ich anderen auch Mut
machen, denn wir dürfen nicht aufgeben. Es gibt täglich Neues und Schönes zu erleben!


Seit wann sind Sie schriftstellerisch tätig?


Ich habe schon immer gern und viel geschrieben. Das ist meine Art, Themen zu
verarbeiten und auch mitzuteilen. Das war schon in der Schule so. Vor über vierzig Jahren,
Anfang der 1980er Jahre gründete ich einen eigenen Verlag und gab dort auch Bücher
von mir selbst heraus. Die gibt es natürlich nicht mehr, sie sind allesamt vergriffen.
Natürlich brachte ich auch Bücher anderer Autoren heraus. Das war eine andere Zeit, da
konnte man noch hohe Auflagen verkaufen. Heute freut man sich, wenn jemand Lust hat,
ein Buch zu lesen… Übrigens würde ich nicht sagen, ich kam zum Schreiben. Das
Schreiben kam zu mir und es kommt einfach aus mir. Dafür brauche ich bestimmte
Voraussetzungen, die muss ich mir schaffen und die sind nicht jeden Tag gegeben.


Wie ist die bisherige Resonanz?


Die Resonanz ist sehr erfreulich, weil viele Menschen sozusagen von sich selbst dort etwas
wiederfinden und – hoffentlich – daraus Zuversicht oder wenigstens einen Anstoß zum
Nachdenken und Nachfühlen finden, selbst, wenn sie nicht vollkommen mit dem Text
übereinstimmen. Das muss ja auch nicht unbedingt sein. Sicherlich finden speziell auch
viele Sehbehinderte, Blinde und anders körperlich Eingeschränkte in dem Buch Themen,

die sie besonders ansprechen und über die sie sich freuen, weil sie dort auch etwas von
sich selbst wiederfinden. Außerdem sind dort viele Liebesgedichte, mal ganz offen und
schnell zu erkennen, mal entdeckt man vielleicht erst beim zweiten Lesen, oh, das ist ja
eine Liebeserklärung.


Wird das Buch neben Schwarzschrift auch in anderen Formen erscheinen (Braille,
Hörbuch, E-Book)?


Diese Frage muss ich verneinen. Diese Formen wird es nicht geben. Solch ein Buch zu
publizieren, bedeutet viel Arbeit für Autor und Verlag, Kosten und auch ein finanzielles
Risiko. Gemeinsam mit dem Geest-Verlag, den ich wirklich ganz besonders schätze, will ich
mich auf diese Produktform konzentrieren und mich nicht verzetteln. Mein Buch ist ein,
finde ich, hervorragendes Vorlesebuch für Erwachsene. Bitten wir unsere Partnerin,
unseren Partner, Sohn oder Tochter oder auch Pflegepersonal, uns etwas vorzulesen.
Wenn man ein schönes Gedicht vorgelesen bekommt, kann man sich gemeinsam die Hand
halten, kann es leichter an sich heranlassen. Red.


Das Buch „INNEN“ von Jürgen Klaubert enthält eine Auswahl von kurzer Prosa und Lyrik.
Geest-Verlag 2024, ISBN: 978-3-86685-270-9
Hören Sie eine Auswahl an Gedichten bei unserem neuen „Poetischen Podcast“ über:
www.youtube.com/@BVN_ev

„Gedichte sind gemalte Fensterscheiben“
Auch in dieser Ausgabe gibt es wieder ein Gedicht zum inneren oder auch lauten Hören,
zum Nachdenken und Entdecken. Sollten auch Sie ein Gedicht der Allgemeinheit
schenken wollen, schreiben Sie uns gern an: gemeinsam@blindenverband.org!
Gedicht von Jürgen Klaubert, aus seinem Buch „INNEN“:
„Rabenherz“
Du
Mein Rabe
Ich liebe
Dein warmes Gefieder
Mein weicher Rabe
Ich fühle
Dein Rabenherz
Wie es ruhig schlägt
Mein Rabe
Lege bitte
Deine Flügel
Über meine Augen

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